Omnibus: Ein Kommentar zur aktuellen Entwicklung von Gründer und Vorstand Jan-Marten Krebs 

Sustainable steht für mehr als 15 Jahre spezialisierte Nachhaltigkeitsberatung, in denen wir bereits viele Veränderungen im internationalen und nationalen Rahmen erlebt haben. Entsprechend werden wir nach der Veröffentlichung des mit Spannung erwarteten Omnibus-Papers derzeit häufig von Kund*innen, aber auch von Marktbegleitern, Organisationen und Verbänden gefragt, wie wir die jüngste Entwicklung einschätzen. 

 

Unsere Einschätzung teilen wir gerne mit allen Interessierten. Für uns bei Sustainable steht über allem unser Grundwert, Impact für Nachhaltigkeit zu schaffen. Vor diesem Hintergrund betrachten wir auch die gegenwärtigen Ereignisse. 

 

Oberflächlich betrachtet ist das Omnibus-Paket ein herber Rückschlag für Nachhaltigkeit – aus den bekannten Gründen. Weniger Unternehmen müssen zu weniger Themen berichten und dies auch später. 

 

Aber es lohnt sich, ein zweiter Blick: Hier sehen wir vor allem Chancen, und das nicht, weil wir Berufsoptimisten wären, sondern weil sie auf der Hand liegen. Wir haben von vielen unserer Kund*innen in den vergangenen Monaten und Jahren gehört, dass der Compliance-Druck dazu führt, dass innovative, individuelle und wirksamkeitsorientierte Initiativen, die darauf ausgerichtet waren, einen echten Unterschied zu machen und das Unternehmen zu positionieren, zunächst auf Eis gelegt werden mussten – schlicht und einfach deshalb, weil Unternehmen nach wie vor nur begrenzte Ressourcen für Nachhaltigkeit haben und diese nun allein auf das Thema Compliance ausgerichtet haben. Was folgt darauf? Wir sind überzeugt, dass Unternehmen, denen Impact ebenso am Herzen liegt wie uns und die diesen als essenziell für die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens sehen, Nachhaltigkeitsthemen nun richtig, individuell und mit frei werdenden Ressourcen angehen können. Daraus entstehen Möglichkeiten zur Transformation. Es bieten sich Unternehmen nun die Chance, Nachhaltigkeit, nachhaltige Prozesse und Produkte als USP aufzubauen, sich am Markt zu positionieren und beispielgebend für die eigene Branche und auch andere Branchen zu sein. Dies alles in ihrem Tempo, mit ihrem Blick auf Wesentlichkeit und damit auf unternehmerischen Erfolg. Wir spüren bereits jetzt bei vielen unserer Kunden, dass sie es ähnlich sehen und vernehmen trotz der vermeintlich widrigen Umstände eine positive Aufbruchstimmung. 

 

Nochmal ein differenzierter Blick zum Omnibus-Verfahren. Hat es mehr Klarheit gebracht? Stand jetzt (5.3.25): Ein klares Jein: 
Für „Ja“ spricht, dass es sehr danach aussieht, dass deutlich weniger Unternehmen betroffen sein werden. Es bleiben rund 25 Prozent der vormals betroffenen Unternehmen in der EU übrig. 
Für „Nein“ spricht, dass viele relevante Themen noch unklar sind – vor allem für die von der Regulierung betroffenen Unternehmen. Klarheit wird es hier wohl erst Anfang nächsten Jahres geben, wenn Rat und Parlament zugestimmt haben und eine Übertragung in nationales Recht erfolgt ist. Bis dahin bleibt abzuwarten, wie die aktualisierten Berichtspflichten auf Datenpunktebene aussehen werden. 

 

Und wie schätzen wir grundsätzlich die Entscheidung der EU-Kommission zum Abbau von Bürokratie ein? 

 

Auch hier sehen wir verschiedene Aspekte: 

 

Gut: Auch schon vor der CSRD gab es Materialitätsanalysen, Nachhaltigkeits- und Klimastrategien. Die CSRD mit dem Umsetzungsrahmen ESRS ist ein „Bürokratiemonster“, das viel Positives für die Transparenz über unternehmerische Nachhaltigkeitsaktivitäten beiträgt – jedoch zu einem hohen Preis. Eine Umsetzung bindet viele Ressourcen, personell wie auch finanziell. Wie erwähnt: Diese frei werdenden Ressourcen können, insbesondere beim Mittelstand, nun genutzt werden, um schneller Innovation und Transformation voranzutreiben. 

 

Schlecht: Generell ist unternehmerische Nachhaltigkeit auch immer von einem politischen und gesetzlichen Rahmen mitgeprägt. Es fühlt sich so an, als würde die EU ihren eigenen Green Deal nicht mehr ernst nehmen und 75 % der Unternehmen aus der Transparenzpflicht entlassen. Hier sollte die europäische Politik verdeutlichen, dass sie verstanden hat, dass bürokratische Hürden den Wandel behindern – aber auch gleichzeitig verdeutlichen, dass das Ziel einer nachhaltigen Transformation unvermindert angegangen werden muss. 

 

Unter dem Strich sehen wir die Entwicklungen als mit vielen Chancen verbunden, insbesondere für Unternehmen, die auch ohne Regulatorik die Chancen und die Notwendigkeit eines zukunftsfähigen Wirtschaftsmodells erkennen können, die also zu ihrem Glück nicht gezwungen werden müssen – auch wenn wir uns natürlich positiven Rückenwind und klare Rahmenbedingungen aus der Politik wünschen. Auch ohne diesen haben die Unternehmen die Chance, mit ihrer Geschäftsaktivität einen klaren Unterschied zu machen und damit am Markt zu punkten. 

 

Veröffentlicht am:
10.03.2025
zurück zum Blog
sustainable logo dark
sustainable AG Unternehmensberatung
Deutschland